Geld oder Bio?

Als mein erstes Kind in die Kinderkrippe kam, erhielten die Kinder täglich von den Eltern selbstgekochtes Essen in Bioqualität – alles ohne Fleisch. Die Krippe wurde von einer Elterninitiative gegründet, der es wichtig war, dass Kinder gesundes und nahrhaftes Essen bekommen. Das fand ich gut und ich war gerne bereit zu kochen.

Healthy vegetarian home made food

Im Kindergarten war alles plötzlich anders: Das Essen kam vom Caterer, es ging hauptsächlich um die Kosten. Bioqualität? Für die Eltern finanziell nicht zumutbar. Interessant finde ich dabei, dass die Eltern, die sich angeblich kein Bioessen leisten können, ihren Kindern täglich teure Fertigsnacks und Süßigkeiten in die Brotzeitboxen packen, dazu gerne Apfelschorle oder Sprudelwasser aus Plastikflaschen. Dabei ist Obst, ein Butterbrot und Leistungswasser nicht nur gesünder, sondern einfach auch viel günstiger.

Können wir uns Bio-Essen wirklich nicht leisten? Ich frage lieber: Können wir es uns leisten, Essen NICHT in Bioqualität zu kaufen? Konventionelle Landwirtschaft setzt auf Massenproduktion: unsere Böden werden auslaugt, Lebensräume für Tiere verschwinden, Probleme von Monokulturen werden durch künstliche Dünger und massive Schädlingsbekämpfung ausgeglichen, selbst umweltschädlichste Anbaumethoden und grausame Massentierhaltung spielen keine Rolle, solange der Preis stimmt.

Ich frage mich: Wie sollen sich unsere Kinder und Enkel ernähren, wenn wir ihnen eine zerstörte Natur hinterlassen, die sich nicht selbst regenerieren kann? Das Massensterben von Insekten und Vögeln schockiert alle. Gewässer sind verschmutzt, die Fleischindustrie trägt entscheidend zum Klimawandel bei … die Liste geht endlos weiter, doch für die Schäden zahlen am Ende nicht die Verursacher, sondern die Steuerzahler: wir alle.

Biolandwirtschaft schützt die Natur und ernährt die Menschen

Am besten lässt sich die wachsende Weltbevölkerung durch ökologische, regionale Landwirtschaft ernähren. Im natürlichen Kreislauf de Natur liegt eine Menge Potential. Wer Bio-Essen kauft, unterstützt diesen Kreislauf direkt und sorgt dafür, dass unsere Natur geschützt wird. Natürlich kosten Bio-Lebensmittel mehr. Die Folgekosten für konventionelle Landwirtschaft liegen jedoch sehr viel höher. Ein gutes Thema für den Mathe-Unterricht!

Wer nicht nur Bioqualität sondern auch noch  regional kauft, vermeidet dadurch Schadstoffe durch lange Transportwege und unterstützt dadurch häufig auch kleinere Betriebe in der Region. Das stärkt den eigenen Standort. Auf der Strecke bleiben dabei lediglich Profite der Gen-, Chemie- und Futtermittelkonzerne und großer Fleischfabriken, für die Tiere lediglich billiger Rohstoff sind.

Doch es muss nicht immer ein Biobetrieb sein … auch kleinere regionale Betriebe achten häufig den Kreislauf der Natur – das geht auch ohne ein teures Biozertifikat. Langfristig sollte unsere komplette Landwirtschaft zurück zu ihren Wurzeln finden und im Einklang mit der Natur wirtschaften. Der Umweltwissenschaftler Michael Koppatz zeigt in seinem Buch „Ökoroutine„, wie wir diesen Weg gehen können. Dabei passt die Politik die Vorgaben für die Landwirtschaft so an, dass es nur noch ein Art der Landwirtschaft gibt. Die Produkte werden zwar teuerer als bisher, dafür landen aber auch nicht massenweise Lebensmittel im Müll. Die Preise könnten sich langsam anpassen und wir kehren zurück zu einem Lebensstil, der die Gaben der Natur wertschätzt. Klingt gut, oder?

Unsere Konsumentscheidungen zeigen den künftigen Weg
Doch bis es soweit ist, haben wir die Wahl, was wir kaufen und damit unterstützen. Auch ich muss häufig bei den Preisen für Bioqualität schlucken. Dennoch bleiben die Ausgaben ihr Rahmen: frisches saisonales Zutaten statt Fertigprodukte sind unterm Strich einfach günstiger … und sparen Plastikverpackungen.

Durch meinen plastikfreien Lebensstil, kaufe ich viele Dinge nicht mehr, die früher haufenweise in dem Einkaufswagen gelandet sind. Der Verzicht auf Fertigprodukte und viele Süßigkeiten ist kein großer Verlust – weder kulinarisch noch gesundheitlich. Dafür habe ich frisches Obst und Gemüse, das durch kurze Transportwege länger reift, weniger Wasser enthält, intensiver schmeckt und mehr sekundären Pflanzenstoffe, Ballaststoffe und Vitamine enthält. Warum soll das in Kindergärten und Schulen anders sein?

In vielen Städten und Gemeinden gibt es bereits Initiativen mit dem Ziel, Kindern mehr Bio-Essen anzubieten. In Augsburg wird ein Anteil von 30 Prozent angestrebt, in Nürnberg sogar 75 Prozent. Ich denke, da geht noch mehr!

Ich erwarte von Kindergärten und Schulen, dass sie die gesunde Ernährung anbieten, die sie bei Infoveranstaltungen und im Unterricht immer wieder selbst empfehlen! Mehrkosten für arme Familien sollte die Stadt übernehmen. Schließlich stärkt sie damit auch die Region. Denn die Mehrausgaben kommen den Öko-Bauern zu Gute, die durch die naturnahe Landwirtschaft mehr Arbeit haben: Sie führen die Tiere auf die Weide und misten den Stall aus; Ergänzungsfutter, Saatgut, natürliche Pflanzenschutzmittel und Zuchttiere in Bioqualität kosten mehr. Davon profitiert die Stadt durch höhere Steuereinnahmen. Alle gewinnen. Unsere Kinder, unsere Natur, unsere Stadt. Eigentlich ganz einfach!

Dieser Artikel erschien zuerst in der Kolumne „Einfach machen“ im Augsburger Landbote.

2 Kommentare

  1. Hallo!
    Ich habe etwas zum Thema Fleischverbrauch im Vergleich zu Energieausstoßungen:
    Bitte vergesst nicht, dass die Nahrungsmittel, cie die Kühe zu fressen bedeutsam zur Energiebilanz derer beitragen. Eine Kuh, die frisches Gras bekommt, stößt viel weniger Energie aus, das die, die Maissillage bekommen.
    Für die Folgen schreibe ich nur Stichpunkte:
    Monokultur, Überdüngung, Platzknappheit, … Sicherlich habe ich weitere vergessen.

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    1. Hallo Franziska,
      danke für deinen Beitrag. Das ist ein wichtiger Hinweis. Ich kann mir gut vorstellen, dass Tiere, die artgerecht gehalten werden, die Erde nicht zusätzlich belasten. Daher bin ich der Meinung, wir müssen weg von der Landwirtschaft als Industrie und hin zu einem natürlichen Kreislauf. Das gilt für die Landwirtschaft genauso wie für die Stoffwirtschaft und sicher auch die Ökonomie.
      Viele Grüße
      Sylvia

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