Nach meinem Entschluss, weniger Müll zu produzieren und vor allem Plastik weitgehend aus unserem Leben zu verbannen, ging ich auf die Suche nach entsprechender Literatur, die mich auf meinem Weg begleiteten sollte. Von „Kein Heim für Plastik“ hatte ich schon gehört, und so begann ich meine Reise in ein plastikfreies Leben mit der spannenden Idee von Sandra Krautwaschl und ihrem Buch „Plastikfreie Zone“. Sie wollte einen Monat komplett plastikfrei leben und schaffte alles Plastik aus dem Haus.
Wie man plastikfrei und ökologisch leben kann…
Ein wahrlich attraktiver Gedanke, der sich auch gleich im Kopf meines Mannes festsetzte. Seitdem beäugen wir unser Hab und Gut sowie unsere Einkäufe sehr kritisch. Und auch die Kinder haben es schon verinnerlicht. So hört man bei uns häufig den Satz: „Oh nein! Plastik!“ Zwar macht sich mein ältester Sohn häufig über meine Ambitionen lustig, doch gehen die Kinder nun mit offenen Augen durchs Leben und tragen das plastikfreie Leben weitgehend mit.
Gesundheitsschädliches Plastik
Nun habe ich es endlich auch geschafft, mir den Film anzusehen, der Sandra Krautwaschl zu ihrem plastikfreien Leben inspiriert hat: „Plastic Planet“ vom österreichischen Filmemacher Werner Boote. Dort wird dokumentiert, was Plastik mit der Welt, den Tieren und uns macht. Und es ist wahrlich schockierend! Plastik ist eine schleichende Vergiftung, deren Ausmaß gewaltig ist und die niemand so genau einschätzen kann. Keiner weiß genau, wie gefährlich unser täglich Plastik ist und es wird sorglos und zuhauf verwendet, um unsere Lebensmittel einzupacken. Ich habe ja noch nie gerne aus Plastikflaschen getrunken, weil ich den Geschmack nicht mochte. Nun weiß ich, warum es besser ist, sie gar nicht mehr zu benutzen.
In dem Film wird beispielsweise gezeigt, dass Bisphenol A (BPA) die Produktion des Hormons Östrogen anregt. Das sorgt dafür, dass es transsexuelle Fische gibt, die Eizellen produzieren. Boote hat für den Film den Plastikanteil im Blut von unfruchtbaren Paaren gemessen und herausgefunden, dass dieser sehr hoch war. Das legt nahe, dass der Bisphenol A möglicherweise unfruchtbar macht. Auch andere Schädigungen wie Fettleibigkeit und ein erhöhtes Krebsrisiko werden dem Weichmacher zugeschrieben. Zum Glück haben viele Länder auf die wissenschaftliche Debatte um die Gesundheitsschädlichkeit von BPA reagiert. In Deutschland dürfen seit 2011 keine Babyflaschen mehr mit BPA verkauft werden. Auf vielen Plastik-Trinkflaschen ist daher auch BPA-frei zu lesen, was für mich ein guter Anhaltspunkt ist, welche Flaschen erst einmal bleiben dürfen.
Weiterhin zeigt der Film erschreckende Bilder aus dem Meer. Im Wasser schwimmen kleingeriebene Plastikpartikel, die wie Plankton von den Fischen und Meeressäugern gegessen werden. Mittlerweile ist sechs mal mehr Plastik im Wasser als Plankton. Also essen Fische dieses Plastik. Und wir essen die Fische. Meeresschildkröten verwechseln Plastiksäcke mit ihrer Nahrungsquelle Quallen und ersticken daran. Vögel verenden, weil sie kleine Plastikteile für Nahrung halten, diese fressen und dann mit vollem Magen verhungern. Auch der WWF greift dieses Thema in dem Artikel „Das kann kein Meer mehr schlucken: Unsere Ozeane versinken im Plastikmüll“ auf.
Durch die allgegenwärtige Präsenz von Plastik gelangt es durch das Essen oder den Umgang mit Plastik in unser Blut. Es gibt weltweit niemanden mehr, der keine Plastikanteile im Blut hat. Das muss sich doch auf unsere Gesundheit auswirken, oder?
Raus mit dem Plastik!
Mein erster Impuls nach dem Film war alles Plastik rauszuschmeißen! Ich kann Sandra Krautwaschl gut verstehen, der es nach dem Film ähnlich ging. Also möchte ich soweit es geht auf Plastik verzichten. Vor allem bei Dingen, die mit Lebensmitteln zu tun haben. Aber alles gleich rausschmeißen? Das ist von heute auf morgen relativ schwierig. Viele Gebrauchsgegenstände sind nun mal aus Plastik und alles gleich wegzuschmeißen ist ja auch nicht besonders nachhaltig.

Also beschließe ich mich auf die Dinge zu beschränken, die mir am verdächtigsten vorkommen. Hilfreich ist dabei die Liste „Schadstoffe in Plastik“ vom BUND. Demnach sind die Stoffe PVC und PC unbedingt zu meiden. Zudem sollte man PET-Flaschen nicht verwenden. Sie geben nämlich mit der Zeit gesundheitsschädigendes Acetaldehyd und Antimontrioxid in die Flüssigkeit ab. Forscher der Universität Frankfurt am Main haben entdeckt, dass aus PET-Flaschen hormonell wirksame Stoffe ins Wasser übergehen können. Man erkennt diese Stoffe an den Kennzeichnungen auf den Verpackungen: ein Dreieck mit Pfeilen, die in der Mitte nummeriert sind. PVC hat die Nr. 3, PET die Nr. 5 und PC die Nr. 7.
Also habe ich erst einmal die Trinkflaschen mit diesen Bezeichnungen entsorgt. Außerdem meine Plastikaufbewahrungsschalen, die aufgeraut oder beschädigt waren. Zum Glück habe ich einige gläserne Exemplare, die ich benutzen kann.
Das Bewusstsein für das Plastikproblem steigt
Einen Tag nach meiner Entsorgungsaktion begegneten mir drei etwa 16-jährige Mädels auf der Straße, die Müll eingesammelt haben. Die eine sagte: „Seit ich diese Dokumentation über Plastik gesehen habe, bin ich voll gegen Plastik.“ Ich nehme mal an, sie meinte Werner Bootes Film. Und ich finde es gut, dass mit diesem Film das Bewusstsein der Menschen für die Probleme, die Plastik mit sich bringt, steigt. Es beginnt sich etwas zu verändern.
Auch in meinen Gesprächen spüre ich bei den meisten Menschen, dass sie von der Plastikflut genervt sind. Aber es gibt bisher kaum bequeme Alternativen. Es wird also Zeit, dass man plastikfrei einkaufen kann. Und das möchte ich hier in Augsburg umsetzen! Wenn es auch nur ein kleiner Anfang ist. Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt! Auch die Bio-Bewegung begann in kleinen Läden.